Grottenolm - Höhle Baredine

Der Grottenolm (lat. Proteus anguinus Laurenti) ist ein endemischer Lurch aus der Familie der Olme und die einzige Art der Gattung Proteus. Er gehört zur Gruppe Lurche (Amphibia) und Ordnung der Schwanzlurche (Caudata oder Urodela).

Verbreitung

Er ist der einzige europäische Grundwasserlurch (Stygobiont) und zugleich das größte unterirdische Tier der Welt. Er bewohnt das Grundwasser auf dem breiteren Dinarischen Karstgebiet auf dem Gebiet von Italien, Slowenien, Kroatien und Bosnien und Herzegowina. Nur im kroatischen Teil der Dinariden sind 68 Lokalitäten bekannt, an denen mindestens einmal die Anwesenheit des Grottenolms verzeichnet wurde.

Merkmale

Der Grottenolm hat einen aalähnlich gestreckten, zarten Körper. Die Länge eines geschlechtsreifen Tiers beträgt meistens 20 bis 25 cm, und die Männchen sind etwas kleiner als die Weibchen. Die Haut ist weiß (durch mangelnde Pigmentierung) mit Beimischung von gelb und rosa, die von den Blutgefäßen stammen. Aufgrund der Ähnlichkeit seiner Haut mit der menschlichen Haut wird er auch „Menschenfisch“ genannt. Durch das Leben in ewiger Dunkelheit des Untergrunds sind seine Augen vollkommen degeneriert und mit Körperhaut bedeckt. Bei jüngeren Tieren sind die Augen noch immer zu sehen. Der seitlich abgeflachte Ruderschwanz, der kurzer ist als der Körper, ist mit Flossensäumen versehen. Die Gliedmaßen sind sehr klein mit je 3 schwach entwickelten Fingern an den Vorderbeinen, und je zwei Zehen an den Hinterbeinen. Die Atmung erfolgt durch Kiemen (zeitlebens behält der Grottenolm drei Paare äußerer Kiemenbüschel am Hinterkopf) und Haut, und bei sehr niedrigen Sauerstoffkonzentrationen auch durch Lungen, die ein sekundäres Organ darstellen.

Evolutionsbesonderheit

Im Unterschied zu den meisten anderen Lurcharten macht der Grottenolm nie die vollständige Verwandlung durch, und behält im aufgewachsenen Stadium die morphologischen Merkmale der Larven. Dieses Phänomen wird als NEOTENIE bezeichnet. Morphologische Merkmale der neotenischen Tiere sind drei Paare großer verzweigter roter Kiemen, relativ kurze und schmale Schwanzflosse und reduzierte Augen.

Nahrung

Er ernährt sich mit Wasserrasseln, wurmähnlichen Tieren, Insektenlarven (hauptsächlich Eintagsfliegen und Steinfliegen) und Weichtieren. Diese Tiere, mit welchen sich der Olm ernährt, leben im Untergrund oder geraten dort von der Oberfläche (werden mit Wasser gebracht oder fallen in die Höhle ein). Es wurde bewiesen, dass der Grottenolm in Ausnahmsfällen sogar ein Jahr lang ohne Nahrung überleben kann.

Fortpflanzung

Die Fortpflanzung erfolgt geschlechtlich, durch Eier, und die Geschlechtsreife erreichen die Grottenolme ca. im 15. Lebensjahr. Kommt es zur Besamung, beginnt das Weibchen nach 2-3 Tagen mit der Ablage der Eier. Insgesamt kann es bis zu 70 Eiern ablegen.

Alter

Der Grottenolm ist ein Lurch mit der längsten Lebensdauer. Es wird vermutet, dass Grottenolme bis zu 100 Jahre alt werden können. Die Gründe für eine solche Langlebigkeit sind in der verringerten Aktivität, langsamem Metabolismus und Fehlen der natürlichen Feinde in ihrem Lebensraum zu finden.

Legende

Auf diesen Gebieten war das Glauben verbreitet, dass einige Höhlen von Drachen bewohnt sind, und dass die aus der Höhle hinausquellende Wassermenge von diesen Drachen kontrolliert wird. Der Drache hatte ab und zu die Quelle trockengelegt, und wenn er das Wasser wieder laufen ließ, kamen mit dem Wasser auch die Drachenbabys zur Oberfläche. Die Menschen fanden diese, aber wussten nicht, dass es sich um Grottenolme handelt, sie glaubten, es wären junge Drachen.

Istrischer Grottenolm

In Istrien wurde er zum ersten Mal vor etwa 100 Jahren gesichtet, und mit der Zeit dann an mehreren Standorten entdecket. Es wird vermutet, dass die istrische Grottenolm-Population einige Millionen Jahren von den benachbarten Populationen im Dinarischen Karstgebiet getrennt lebte, von welchen sie sich nach ihren morphologischen Merkmalen deutlich unterscheidet. Neulich wurde auch ein wesentlicher genetischer Unterschied zwischen diesen nachgewiesen, und dem folgend wurde in den wissenschaftlichen Kreisen eine neue Unterart unter dem Namen istrischer Grottenolm beschrieben. Im Grundwasser auf dem Gebiet von Poreč wurden Grottenolme zum ersten Mal 1975 durch Speläologen aus Poreč (Speläologischer Verband Proteus) entdeckt. Dank dieser Entdeckung, können wir Grottenolme bei der Besichtigung der Schauhöhle sehen.